als Kunde der Tomorrow Bank gehören soziale und umweltverträgliche Kriterien zu meinen wichtigsten Prinzipien. Umso erschrockener war ich, als ich heute durch das FAQ surfte und dabei auf den Kriterien-Katalog für Kredite gestoßen bin.
Darin heißt es: " wir sagen „Nein“ zu […] Gentechnik: Gentechnisch verändertes Saatgut oder Tiere"
Ich war geschockt.
Der Einsatz grüner Gentechnik ist zwingend notwendig um die Welternährung zu sichern. Gentechnik abzulehnen hingegen bedeutet jedes Jahr den Hungertod von Millionen Personen auf der ganzen Welt in Kauf zu nehmen.
So sprachen sich in einem offenen Brief beispielsweise über einhundert Nobelpreisträger der unterschiedlichsten Kategorien für den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft aus. Nachzulesen ist das u. a. in der Süddeutschen. (klick)
Ich bitte Sie das Kriterium der Gentechnik nocheinmal zu überdenken und aus dem Katalog zu streichen.
Wenn ich mir so überlege welchen Schaden diese Hybridsamen von Agrarkonzernen anrichten, bin ich definitiv gegen genveränderte Samen - auch wenn sie im ersten Moment Vorteile haben sind die Nachteile riesig.
Ich denke, man sollte da nicht direkt die Technik für das verurteilen, was mit ihr gemacht wird.
Denn wenn man überlegt, bietet die Gentechnik riesiges Potential. Es ist dann aber auch an den Akteuren zu entscheiden wie sie dieses Potential nutzen.
Meiner Meinung nach macht man es sich zu einfach wenn man einfach grundsätzlich Gentechnik verbietet oder erlaubt.
Natürlich gehört es zu einer grünen Bank, dass man getechnisch verändertes Saatgut ablehnt. Der Einsatz von Getechnik kann nicht die Lösung sein um die Welternährung zu sichern. Das muss anders gelöst werden. Hier in Europa gibt es Nahrungsüberschuss. Es werden viel zu viele Lebensmittel weggeworfen. Daher kann man denke ich auf Gentechnik verzichten und erwarte das auch von einer grünen Bank.
Es geht bei Gentechnik nicht nur datum, den Welthunger zu „heilen“. Sicherlich ist Gentechnik kein Allheilmittel und sollte nicht sorglos überall eingesetzte werden.
Aber man muss sich auch Mal die Möglichkeiten anschauen, die sich bieten.
In der Landwirtschaft könnte der nötige Pestizideinsatz verringert werden.
In der Medizin lassen sich durch genmodifizierte Bakterien oder Gegen schnell Medikamente herstellen, etc…
Das Feld ist sehr breit. Da ist ein kategroisches Nein meiner Meinung nach viel zu einfach gedacht.
Trotzdem, und das will ich gar nicht abstreiten, muss man natürlich unglaublich vorsichtig mit dieser Technik umgehen. Die Risiken der Gentechnik sind nicht zu verharmlosen.
Und übrigens: Wer die Weltbevölkerung ethisch vertretbar reduzieren will, muss nur den Entwicklungsländern genug faire Entwicklungshilfe leisten. Denn die Armut eines Landes korreliert ziemlich stark mit dessen Geburtenrate. Buchtipp: Factfulness von Hans Rosling.
@manufunke vielen Dank, dass Du dieses Thema ansprichst. Ich finde den Austausch hier schon sehr schön und möchte noch mal einen offiziellen Input von unserer Seite geben:
Genforschung darf auf keinen Fall undifferenziert betrachtet werden. Aktuell vergeben wir noch keine Kredite und insofern beziehen sich diese Ausschlusskriterien auf unsere Geschäfte am Kapitalmarkt. Da ist es uns leider ganz allein aus Kapazitätsgründen aktuell nicht möglich das Geschäftsmodell jedes einzelnen gelisteten Unternehmens zu ergründen und auch öffentlich unseren Kundinnen in der Tiefe zu erklären. Da Gentechnik in der Nachhaltigkeitswelt eher kritisch gesehen wird, haben wir uns bisher dazu entschlossen es aus Kapazitätsgründen kategorisch auszuschließen. Zusammen mit unserem Nachhaltigkeitsbeirat hinterfragen wir unsere Ansätze aber regelmäßig. Auch im Zuge künftiger Investitionsprodukte werden wir hier noch mal gründlich Nacharbeit leisten und uns Partner suchen, mit denen wir im Detail ergründen können, inwiefern Gentechnik durch uns und die Einlagen der Kundinnen finanziert werden soll.
Fazit: Gentechnik ist ein Thema, das mit viel Vorsicht genossen werden sollte. Es steckt dort unheimlich viel Potential. Wie dieses Potential im Endeffekt genutzt wird, ist aber genau zu evaluieren. Leider kann man nicht in allen Fällen mit absoluter Sicherheit sagen, wo eine bestimmte Entwicklung hin führt. Wir hoffen aber, dass wir in Zukunft eine für alle Kund*innen akzeptable Investitionsstrategie entwickeln können.
Teilt gerne Eure Gedanken dazu. Wir sind gespannt.
Ein Bankkonto wird nie ein „Komplettpaket“ sein, das rundum jedem Wunsch entspricht.
Ich selbst bin ein ziemlicher Fan von grüner Gentechnik, Atomkraft als Übergangstechnologie (wir hätten - Stichwort Klimawandel - zuerst aus der Kohle raus gesollt, nicht dem CO2 freien nuklearen Bereich) und fortschrittlicher Pharmatechnologie.
Leider wird das unter den Personengruppen die im Nachhaltigkeitsbereich aktiv genug sind, um potentiell zu einer Nachhaltigkeitsbank oder einem nachhaltigen Finanzdienstleister zu wechseln, also dem grün/ alternativen Spektrum mehrheitlich anders gesehen. Persönlich finde ich Homöopathie und andere Pseudomedizin unethisch. Ausschließen tut sie als Investitionsfeld aber keine Nachhaltigkeitsbank (und manche wie die GLS brüsten sich gar damit in dem Bereich zu investieren - teilweise zu einem wirklich besorgniserregendem Grad), da die anzusprechende Kundenschicht den Bereich zu weiten Teilen supi findet.
Und geschäftlich ist das gut so.
Ein Produkt, welches an den Kunden vorbei arbeitet, kann nicht funktionieren.
Wenn die Mehrheit der potentiellen KundInnen im Nachhaltigkeitsbereich leider Gentechnikfeindliche Esos sind, lohnt es sich für Banken und Finanzdienstleister in dem Bereich genau diese Kundenschicht anzusprechen. Dadurch sind sich die meisten Nachhaltigkeitsbanken recht ähnlich.
Die einzigen Unterschiede die mir spontan einfallen ist, dass PAX & Steyler ob ihrer katholischen Herkunft nicht in Kliniken investieren die Abtreibungen durchführen, und dass GLS und Triodos in den anthroposophischen Bereich investieren - bei GLS stark, Triodos weniger. Und bei Sparda München, dass sie zusätzlich nach Gemeinwohl Matrix arbeiten.
Alleine schon um gegenüber der Konkurrenz zu überleben.
Was auch für uns nicht schlecht ist, da mehr Optionen.
Immer noch besser, als die eigenen Kundeneinlagen nach wie vor in Waffen usw. investiert zu sehen.