Bitcoin und Nachhaltigkeit

Hallo zusammen,

ich habe gerade ein Interview mit Michael Schweikart, einem der Tomorrow-Gründer, gelesen. Dabei bin ich über eine Aussage zum Thema Bitcoin und Nachhaltigkeit gestolpert:

Ja, eine Bitcoin-Transaktion kostet viel Strom, aber man müsste eigentlich vergleichen, wie viel Strom verbraucht das Bitcoin-Netzwerk gegenüber unserem Geldsystem insgesamt. […] Wenn man unser Zahlungssystem komplett auf Kryptowährung umstellen würde, dann würden wir wahrscheinlich eher Strom sparen. In Summe hätte das wahrscheinlich eher einen positiven Effekt.

Das ist grob falsch! Laut einer detaillierten Analyse (siehe unten) verbraucht eine(!) Bitcoin-Transaktion mehr Energie als 500.000 (eine halbe Million!) VISA Transaktionen. In absoluten Zahlen: Eine(!) Bitcoin-Transaktion verbraucht etwa 880 kWh, das ist ungefähr der halbe Jahresstromverbrauch eines Einpersonenhaushaltes.

Leider sind die meisten Bitcoin-Miner in Ländern mit hauptsächlich fossiler Stromerzeugung angesiedelt. Der CO2-Abdruck einer(!) Bitcoin-Transaktion ist 417 kgCO2, also fast die Hälfte dessen, was man monatlich mit Tomorrow Zero kompensiert.

Fazit: Aus Sicht der Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist Bitcoin ein absolutes No-Go.

Liebes Tomorrow Team, lieber Michael, bitte tiefer mit dem Thema auseinandersetzen, hier geht um ein Kernthema von Tomorrow, da müsst ihr besser Bescheid wissen!

Vollständiges Interview mit Michael Schweikart:

Quelle für die Zahlen: Detaillierte Analyse des Bitcoin-Stromverbrauchs (siehe „Comparing Bitcoin’s energy consumption to other payment systems“):

Zusammenfassung in Deutsch:

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…ich nehme mal an, dass auch die Prägung von Münzen und der Druck von Banknoten sowie der Transport und Austausch des Geldes zu der Klimabilanz des „kompletten Zahlungssystems“ zählen müssten :wink:

Da wird es dann aber ganz schwierig zu berechnen, was der Fußabdruck einer Bargeldtransaktion ist… wie viele Münzen und Scheine werden bei der durchschnittlichen Transaktion genutzt? Wie viele Transaktionen werden überhaupt mit Bargeld gemacht? Da müsste man ja auch die vielen kleinen privaten „Transaktionen“ mitzählen. Ich denke das ist nur sehr ungenau abzuschätzen, aber fände ich interessant, wenn das mal ausgerechnet werden würde.

Warum ein analoges mit einem digitalen System vergleichen?

Bitcoin ist digital, da finde ich es nur fair, wenn man auch beim Bankensystem nur digitale Systeme betrachtet.

Denn auch nur mit Bitcoin sollten wir weiterhin Bargeld haben.

Just my 2 cents.

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Das ist ein valides Argument. Ich würde hier allerdings noch mit einwerfen, dass in unserem aktuellen Geldsystem, immer auch auch Barreserven gelagert werden (müssen). Ich konnte auf die schnelle nicht rausfinden, wie genau dieser Anteil aussieht, oder aussehen muss. Dennoch kann man schon anhand der Goldreserven sehen, dass die Zentralbanken aktuell mehr als 13.000 Tonnen Gold eingelagert haben (wenn ich das richtig nachgerechnet habe).

Ich denke der Einwand ist valide, dass Bitcoin jetzt nicht die Lösung sind, schon alleine wegen des Problems der Volatilität. Ich bin aber mal gespannt, was aus dem EZB-Vorhaben einer digitalen Währung wird. Die Hoffnung ist auf jeden Fall groß, dass dabei auch aus dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit etwas gutes entsteht.

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Dem stimme ich voll und ganz zu.

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Hej zusammen,

schön, dass hier ein Austausch über das Thema Kryptowährungen und deren Nachhaltigkeit stattfindet. Ich bin ganz ehrlich, dass ich da noch keine klare Position dazu eingenommen hab. Was mir bewusst ist, dass v.a. die Produktion von Bitcoin sehr viel Energie braucht, wesentlich mehr als alle anderen Kryptowährungen zusammen. Folgende zwei YouTube-Video beschreiben die zwei „Extreme“ zwischen denen ich mich bewege.

Zum einen OCCs Argument, dass die Art und Weise, wie aktuell in Kryptowährungen investiert wird weit entfernt davon ist eine echte, nachhaltige und zukunftsfähige Ergänzung/Alternative zum aktuellen Geldsystem zu bieten: YouTube-Video mit dem Titel „The True Cost of Cryptocurrency“ von Our Changing Climate

Zum anderen bringt Andreas M. Antonopoulos ein sehr schwerwiegendes Argument, nämlich dass unser aktuelles Geldsystem auf fossilen Brennstoffen basiert, und die Sicherung dieser Energiequelle mit Krieg einhergeht. Da Militärische Aktionen ungeheuer viel Energie brauchen, sei die Einführung von Kryptowährung als Ersatz von Fiat Geld sehr wohl die umwelttechnisch nachhaltigere Variante, da die Umwandlung von Energie zu Geld lediglich mathematische Rechenleistung benötigen.
YouTube-Video mit dem Titel „So schützt du deine BTC: Bitcoin sicher aufbewahren! | Andreas M. Antonopoulos Interview 2/2“ von Finanzfluss (ab Minute 14:51)

Mein Gefühl und persönliche Einschätzung stimmt dem Zitat von Michael Schweikart eher zu, dass eine komplette Umstellung des Geldsystems wahrscheinlich eher Strom sparen wird. Und wenn wir dann noch marktwirtschaftlich erneuerbare Energien attraktiver machen, dann hat sich das Thema für mich schon geklärt. Davon ausgehend ist es, wie Andreas M. Antonopoulos sagt, eine politische Frage, keine wissenschaftliche.

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