Wenn ich sage, ich versuche ein Vielzahl meiner Kunden durch (bewusst?) falsche Informationspolitik zum Abschluss eines geänderten und fortan kostenpflichtigen Kontovertrags zu bewegen, lässt sich über die Frage der Rechtswidrigkeit mMn durchaus diskutieren.
Daher nochmals genauer. Die E-Mail vom 23.08 von Tomorrow, also das „Änderungsangebot“ startet direkt hiermit:
Kurz und schmerzlos: das Free Konto wird es ab dem 15.10.2022 auch für Early Birds nicht mehr geben.
Woran sich das eigentliche Angebot anschließt:
(…) exklusives Angebot machen:
Change Konto 7€ 4,90€ für 12 Monate ab der ersten Zahlung
Now Konto 3€ 2,70€ für 12 Monate ab der ersten Zahlung
Dann folgt mittig ein prominent hervorgehobener Button mit
Konto behalten
Daran schließt sich
Wir schätzen alle Kund*innen der ersten Stunde sehr und haben deshalb so lange wie möglich das Free Konto ermöglicht.
an. Man nehme also all’ diese Informationen zusammen und lege diese dem objektiven Empfängerhorizont nach aus, also wie diese Informationen von einem „vernünftigen Dritten“ zu verstehen sind.
Teilt Tomorrow seinen Bankkunden also mit, dass es ein Free-Kontomodell ab dem 15.10.2022 nicht mehr geben wird und jeder Kunde aktiv werden muss (Konto behalten-Button) um sein Konto - ab dem 15.10.2022 kostenpflichtig („exklusives Angebot“ mit den folgenden Preisen) - fortführen zu können, ist dies dahin gehend zu verstehen, dass das Free-Konto zum 15.10.2022 gekündigt wird und gleichzeitig ein Änderungsangebot zur Weiterführung des Vertrags unter geänderten (kostenpflichtigen) Bedingungen unterbreitet wird. Dies wird auch dadurch deutlich, dass Tomorrow weiter mitteilt, dass man das Free-Konto „so lange wie möglich“ - also ab dem 15.10.2022 nicht mehr - ermöglicht hat.
Das ganze wurde dann auch noch durch die absolute Information von @Louisa
Was genau am 15.10. passiert, wenn bis dahin keine aktive Entscheidung (Upgrade zu Now, Change, Zero oder Kündigung) getroffen wurde. Das Konto wird ab dem 15.10. nicht mehr nutzbar sein."
hier untermauert. Offizielle Klarstellung seitens Tomorrow dazu - fehlt.
Wie in meinem Post oben schon ausführlich dargelegt, wäre eine Kündigung zum 15.10.2022 seitens Tomorrow nicht fristwahrend und ebenso wahrt das Änderungsangebot nicht die gesetzlich zwingende Mindestfrist. Spätestens seit meinem Post und meiner inhaltsgleichen E-Mail an den Kundensupport ist dies Tomorrow bekannt. Die Kündigung zum 15.10.2022 wäre rechtswidrig; genau so ist das Änderungsangebot unwirksam.
Daher ja auch der 180-Gradturn von @Louisa, die doch zunächst groß angekündigt hatte meine
Aussage zunächst stehen [zu lassen]- aber nicht für lange, versprochen .
Dann plötzlich PR-poliert nur mehr von
„Einschränkung der App“
spricht und dass man
"am 15.10.2022 letztmalig fragen [wird], ob du in ein neues Kontomodell wechseln möchtest oder nicht.
Die aufgeworfenen tatsächlichen und rechtlichen Fragen wurden wenig bis kaum beantwortet. Daher auch eingangs die provokante Frage nach der „bewusst“ falschen Informationspolitik. Darüber in welche Richtung falsch, kann nur spekuliert werden. Entweder Tomorrow wusste tatsächlich nicht, dass in diesem Zusammenhang Fristen gewahrt werden müssen (was nur schwer vorstellbar und überaus peinlich wäre) und versucht sich hier nun „gesichtswahrend“ zu retten oder aber Tomorrow wusste über die Rechtswidrigkeit ihres Vorgehens von Anfang an Bescheid und hat die Kommunikation bewusst falsch gestartet und nun auch nicht korrigiert.
Denn ich habe bislang keine klarstellende „offizielle“ E-Mail oÄ seitens Tomorrow erhalten; ich gehe davon aus, dass das alle Free-Kunden gleichermaßen betrifft.
Dadurch verfestigt sich mein Eindruck, dass Tomorrow nicht gewillt ist, diese falschen (und eben auch teils rechtswidrigen) Informationen klarzustellen, denn wie gezeigt, kann die E-Mail vom 23.08. als rechtswidrige Kündigung ausgelegt werden. Die Motive darf jeder für sich selbst hinterfragen. Ich sehe darin die Motivation, dass möglichst viele Free-Kunden aus Unwissenheit und Angst (stehe ich aufgrund der kurzen Frist bald ohne Konto da?) zum „behalten“ gebracht werden sollen. Daher ist auch der „Konto behalten“ Button sehr prominent hervorgehoben. Das rechtswidrige Vorgehen wird jedoch nun nicht ebenso prominent korrigiert bzw. überhaupt vorgebracht.
Daher die Frage an dich, ob du immer noch nur die Kommunikation unglücklich findest, oder ob die Kommunikation ggfs. doch einfach nicht rechtmäßig war bzw. ist, da immer noch nicht offiziell gegenüber jedem Kunden klargestellt wurde, dass das Free-Konto ab dem 15.10 weiterläuft, da alles andere vom Recht nicht gedeckt (und damit rechtswidrig) wäre. Oder ist es ggfs. einfach beides: unglücklich kommuniziertes rechtswidriges Vorgehen?
BG