Diskriminierung bei Kontoauszügen

Es ist eine scheinbar sehr verbreitete Fehlannahme, dass man sich Politik, Unternehmen und 82 Mio. Bürger immer nur um genau ein Problem gleichzeitig kümmern könnten.
Ich stimme dir zu dass es andere teilweise auch sogar sehr dringende Probleme gibt. Aber wenn man sich immer nur um das aktuell dringendste Problem kümmert, dann bleibt auf dem Weg schon sehr viel liegen und viele soziale Errungenschaften der Vergangenheit hätte es nie gegeben. Es gab immer schon „Wichtigeres“ …
Ich selbst bin weiß, männlich, heterosexuell und Akademiker - für mich ist diese Welt gemacht. Ich wurde schon immer mit gemeint, mit angesprochen und meine Interessen wurden nicht übersehen. Trotzdem brauchte es nach einem gewissen Lernprozess nicht wirklich viel um einzusehen, dass es vielen anderen eben nicht so geht. Und dass es oft nur wenig braucht um das zu ändern oder zumindest etwas zu verbessern. Persönlich brauche ich kein Gendersternchen, aber es tut mir auch nicht weh. Und ich verstehe echt das Gejammer von allen nicht, die so tun als würde davon das Abendland untergehen. Es bleiben schon noch genug Privilegien übrig …

5 „Gefällt mir“

Wie viele sind viele? Rechtfertigt das am Ende, dass man komplette Sprachen umbauen soll?

Habe es leider schon zu oft erlebt, dass die, die im lautesten Toleranz fordern, am Ende am wenigsten Tolerant sind. Toleranz ist keine Einbahnstraße.

Für mich war schon immer klar, dass wenn man z.B. von Mitarbeitern einer Firma spricht, da natürlich auch weibliche Angestellte gemeint sind. Mir ist auch völlig unklar, wie man sich da überhaupt diskriminiert fühlen kann.

Wir sollten lieber die Welt retten.

4 „Gefällt mir“

Wenn man sich dann aber in vielen Firmen bis vor wenigen Jahren (und oft auch heute noch) die Chefetagen so ansieht, dann sind die besonders wichtigen Mitarbeiter dann auf einmal doch sehr überwiegend wieder männlich. Vielleicht konstituiert Sprache halt doch Realität oder spiegelt zumindest Realität wider - und wenn man eine gerechte und gleichbereichtige Realität will, dann sollte man sie in der Sprache vielleicht nicht ignorieren.

Gerne - aber wollen wir sie nicht vielleicht sogar besser machen anstatt sie nur vom Kollaps zu bewahren? :wink:

1 „Gefällt mir“

Die Frage ist am Ende - besser für wen? Wenn jeder seine eigene Wahrheit sieht wird man da nie zu einem Ziel kommen.

Grundsätzlich ist das Thema relativ komplex (oder auch nicht) und man findet immer jemanden der sich irgendwie auf den Schlips getreten fühlt, weil er meint seine „Rechte“ wurden nicht berücksichtigt - und darin liegt das Problem: Wir drehen uns im Kreis und versuchen es jedem irgendwie Recht zu machen.

Everybodys friend is everybodys fool.

1 „Gefällt mir“

Meine ungebildete Meinung dazu:
Ich finde Diskriminierung ist dafür ein zu hartes Wort vor allem, da Tomorrow sich bemüht.
Ich finde auch, dass es wichtigere Sachen gibt um die Situation nicht männlicher Menschen zu verbessern. Aber erstens ist das ja kein entweder gendern oder fördern und zweitens schadet es mir als Mann ja überhaupt nicht. Ich finde, beim lesen macht es überhaupt keinen Unterschied und beim hören auch kaum. Und wenn das jemanden hilft, warum dann nicht einfach machen? Außerdem kann ich mir schon vorstellen, dass es in der Vorstellung einen Unterschied macht. Ob mir das reicht, um selber damit anzufangen, muss ich noch mit mir ausmachen, weil es mir dann selber doch zu nervig ist. Aber warum sich Menschen aufregen, wenn sie es hören oder sogar nur lesen, kann ich nicht nachvollziehen. Unsere Sprache ist nunmal nicht wie Englisch und genauso wie wie es mittlerweile Parlamentarierinnen gibt kann man sie auch mit aussprechen. Früher waren es nur Männer und früher hat man nur die maskuline Form benutzt. Wenn sich eins ändern kann, warum nicht das andere? So wie heute Menschen vom Verunstalten der Sprache reden, haben sich auch Menschen über die Würde des Parlaments geredet.
Ich will nicht unterstellen, dass Menschen, die nicht gendern wollen Frauen nicht im Parlament haben wollen, ich will nur zeigen, dass auch das mal kontrovers und neu war und heute jeder akzeptiert.

2 „Gefällt mir“

Wie wär’s, wenn wir einfach im monatlichen Wechsel hier auch „Liebe Kundin“ stehen hätten? Also auch für alle Männer? Wäre machbar, ganz ohne die Sprache „umbauen“ oder ein neues Wort erfinden zu müssen. Astreine Germanistenschule wie anno 1854 – das ist übrigens das Jahr, in dem die Grimms mit dem Deutschen Wörterbuch angefangen haben.

Ich glaube nicht, dass die Anzahl von Menschen, die sich diskriminiert fühlen, da den Ausschlag geben sollten - ich würde mir wünschen, alle mitzunehmen, fertig und aus. Das sollte aus meiner Sicht das Ziel sein. Darum ist es ja auch wichtig, nicht „Frauen und Männer und X und Y und A und B…“ sagen zu müssen, sondern im Idealfall etwas zu finden, das alle einschließt. „Liebe Menschen“ beispielsweise.

Korrekt! Aber nicht nur das ist die Wahrheit, sondern die Wahrheit ist eben auch, dass es sich entwickeln wird. Sprache ist immer im Fluss, sie wird sich immer weiter entwickeln. Warum also darauf bestehen, dass diese Entwicklung „grotesk“ ist? Was früher unter „political correctness“ lief, ist heute ganz normal.

Ist mir auch wichtig, dass du (und alle anderen auch!) dich (und sich) wohl genug fühlen, diese Meinungen äußern zu dürfen und zu können - selbst wenn es Vorredner:innen gibt, die leidenschaftlich anderer Meinung sind. Ich halte das auf jeden Fall aus, wenn mir kontra gegeben wird :slight_smile:

Nur, weil es andere Probleme gibt (und die gibt es) heißt das nicht, dass gendergerechte Sprache nicht auch ein Problem sein kann.


Man muss nicht betroffen sein, um gendergerechte Sprache gut zu finden. Ich kenne mich nicht mit den Nuancen aus, da ich selber keine betroffenen Personen in meinem Freundes- oder Bekanntenkreis habe. Ich habe aber gelernt, dass ich mir nicht einzubilden brauche, die Lebensrealität anderer Menschen zu verstehen. Darum geht es ja letztlich. Und anstatt anderen Menschen ihre Lebensrealität abzusprechen (z.B. Frauen, die sich von „Student“ nicht angesprochen fühlen, um nur das mir am besten bekannte Beispiel zu nehmen) ist einfach irgendwie kurios. Ich muss nicht selber betroffen sein, um zu akzeptieren, dass es Frauen gibt, die das problematischfinden. Dasselbe gilt für Diverse und Non-Binary-Personen. Ich kann einfach akzeptieren, dass diese Menschen mich nicht anlügen, sondern einfach wirklich und wahrhaftig eine andere Lebensrealität haben als ich.

Muss ich die dann selber auch erleben? Nein. Muss ich das alles verstehen und nachvollziehen können? Nein. Aber die Menschen so akzeptieren wie sie sind, das sollte ich schon hinbekommen. Vor allem dann, wenn diese Akzeptanz mich exakt gar nichts kostet.

9 „Gefällt mir“

Wie ich schon schrieb: Toleranz ist keine Einbahnstraße.

2 „Gefällt mir“

Korrekt. Ich setze mich nur gerne detailliert und offen damit auseinander :relaxed: will einfach nicht missverstanden werden. Ich hoffe, du empfindest meine Haltung nicht als intolerant. Wenn doch, muss ich mich besser erklären.

2 „Gefällt mir“

A: „Kann bitte eines von zwei Gerichten in der Kantine vegan sein?“
B: „Nein, bitte nicht, dann fällt ein Fleischgericht weg. Ich will nicht auf die Auswahl verzichten.“
A: :disappointed:
B: „Toleranz ist keine Einbahnstraße.“

7 „Gefällt mir“

Als Veganer mag ich deinen Post :smile:

Generell finde ich gendern auch wichtig. Es wirkt einfach nur ungewohnt auf die Personen, die es bisher nicht gewohnt waren, allerdings ist ein Wandel in der Sprache ganz normal und natürlich. Darüber hinaus gibt es Personen, die sich dadurch diskriminiert fühlen, weshalb es umso wichtiger ist.

2 „Gefällt mir“

Ich verstehe beide Seiten. Sprachlich sind die gendergerechten Formulierungen nach wie vor nicht allzu ästhetisch, zumal beispielsweise selbst Kundinnen ja nicht im Ansatz dem Anspruch gerecht wird. Lesen würden die Leute vermutlich einfach Kundinnen (zumindest ich würde in dem Fall nicht Kunden und Kundinnen lesen). In meinen wissenschaftlichen Arbeiten habe ich beide Formen ausgeschrieben. Schöne Sprachästhetik ist das auch nicht immer… Und dann bleibt noch die Frage, was mit Leuten ist, die sich keinem der beiden Geschlechter zuordnen können. Die Formen, die das berücksichtigen, sind oftmals noch umständlicher in der Schreibweise und nochmals schlechter (wenn überhaupt) auszusprechen.
Ich glaube das ist der Grund, warum sich hier noch kein einheitliches System etabliert hat - es gibt einfach keine Form, die allen Ansprüchen gerecht werden kann. Nun könnte man natürlich sagen, dass die Leute sich nicht so anstellen sollen, sie sind doch mitgemeint (in den meisten Fällen bin ich davon überzeugt). Andererseits denke ich mir aber: wenn es Leuten etwas bedeutet und sie sich sonst ausgegrenzt fühlen (völlig egal, ob das jetzt nun „berechtigt“ ist oder nicht), dann ist das doch für mich kein Problem, zumindest zu zeigen, dass ich das Problem wahrgenommen habe und mich um Inklusivität (ausdrücklich) bemühe. Zumindest mir ist das wichtiger als das meine Texte „ästhetischer“ geschrieben oder besser vorzulesen sind.

Zumal, und das ist für mich ein noch viel entscheidenderer Punkt: wer sich mit Geschichte beschäftigt wird immer wieder feststellen, dass Sprache die Realität definitiv und oftmals unbewusst mitprägt. Insofern ist - zumindest meiner Meinung nach - das prinzipielle Anliegen absolut berechtigt. Darum mache ich mich, so umständlich ich die Formulierungen in vielen Fällen finde, gerne mit vielen anderen auf den Weg, gute Formulierungen für eine zukunftsfähige, gerechte Sprache zu finden. :slightly_smiling_face:

3 „Gefällt mir“

Ich finde deinen Beitrag sehr unpassend.

2 „Gefällt mir“

@anon71426032 am besten erklärst Du noch mal genau, warum. In so einen Satz kann viel interpretiert werden :slight_smile:

Ich erlaube mir hier kurz noch einen letzten Kommentar der klar macht, warum ich meinen kurzen ausgedachten Dialog als Beispiel in diesem Kontext für angebracht halte. Er macht klar, was hier fehlt: Empathie.

Wenn in einer Situation des Ungleichgewichts aus der vorteilhaften Perspektive die mahnenden Keule der Fairness geschwungen wird, ist das für mich vor allem meist eines: wenig empathisch.

Hier noch was zum Thema Moral/Moralismus und Internet. Gutes Interview.

3 „Gefällt mir“

Update: Tatsächlich ist uns die Ansprache am Ende des Kontoauszuges völlig entfallen. Eine herzliche Entschuldigung und vielen Dank für Eure Mithilfe. Wir haben jetzt gemäß unserer eigenen Gender-Richtlinie den Gender-Stern eingefügt.

3 „Gefällt mir“

Durch den Genderstern werden übrigens überhaupt auch Ausschlüsse geschaffen. Erst wird einer generischen Form ihre Funktion abgesprochen (wofür stichhaltige Beweise fehlen, die Mehrheit der Deutschen befürwortet den Gendersprech nicht), nur um das gleiche Prinzip wieder einzuführen.
Mit einer gegenderten Form sind nach der ihr eigenen Logik weder Männer noch Frauen angesprochen, denn die stehen ja eben nicht explizit da!
Dass die Threaderstellerin von „Diskriminierung“ schreibt ist übertrieben.

1 „Gefällt mir“

Danke für Deinen Beitrag @Aaron . Hast Du zu dieser Aussage noch eine Quelle. Würde mich persönlich interessieren.

4 „Gefällt mir“

Hey @Aaron, letztlich ist Sprache nur ein Werkzeug. Sie muss funktionieren, dafür sind gemeinsame Nutzungsmuster relevant - ob etwas befürwortet wird oder nicht ist lediglich eine Frage des Geschmacks und keine der Funktionalität.

Somit obliegt es jede:r Einzelnen, selbst zu entscheiden, wie Sprache angewendet wird. Wenn man vermehrt darauf hingewiesen wird, dass die Sprache gewissen Ansprüchen nicht gerecht wird, muss man sich selbst überlegen, ob man da etwas anpassen möchte oder nicht.

Ob das Gendersternchen (oder ein vergleichbares Mittel) da die beste Lösung ist, wird allein die Zeit zeigen und keine Meinungsumfrage aus der Bevölkerung

Ich finde übrigens, die Beschreibung „generische Männlichkeitsform“ zeigt schon, dass da ein spezifischer Container (männlich) genutzt wird, um alles reinzuwerfen. Warum das besser sein soll als eine andere Form, beispielsweise ein Neutrum, eine Weiblichkeitform oder eine Wortneuschöpfung, erschließt sich mir nicht. „War schon immer so“ ist halt auch kein valides Argument, weil Sprache immer im Wandel ist.

Tomorrow hat sich also für eine Lösung entschieden, die objektiv nicht schlechter ist als alle anderen. Sie gefällt dir nur nicht. Warum? Musst du nicht beantworten. Aber ich verstehe es rational nicht.

8 „Gefällt mir“