Girocard/Maestro - warum hänge ich so daran?

Ich wollte zu allererst eine Thread starten, wo ich mir eine girocard wünsche, dann habe ich aber noch mal nachgedacht warum ich das eigentlich will.

Obwohl ich eigentlich ein early adopter von allen Arten von Zahlungsarten bin, bezahle ich im Laden am liebsten mit der Girocard (EC-Karte).

Warum? Weil ich aus irgendeinem Grund lieber ein deutsches als ein amerikanisches (Visa, MasterCard) benutze. (Ich gebe zu das ist ein wenig irrational.)

Ausserdem ist mein Vertrauen darin, dass diese (amerikanischen) Abwickler meine Daten vertraulich behandeln und nicht verkaufen sehr niedrig.

Gelegentlich akzeptieren die Händler auch „nur EC-Karten“, aber das bei mir nur bei meinem Friseur so.

Als letzen Punkt, der auch als einziger wirklich objektiv ist, sehe ich die niedrigeren Kosten für die Händler, was sich auch als niedrigere Preise für mich durchschlägt.

Wie schon erwähnt, sind das oft ziemliche Bauchgefühle und da dieses Forum mit Leuten gefüllt ist, die sich für so was interessieren, würde ich gerne mal Eure Meinung hören, ob meine Sichtweise antiquiert, provinziell oder rational ist.

Glaubt ihr die girocard hat eine Zukunft oder wird sie bald von den Debitkarten von Visa und Mastercard überrollt werden?

Oder ist die Zukunft etwa kartenlos wo die Zahlung mit dem Handy ausgelöst wird?

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Beim Datenschutz sehe ich persönlich kein Problem auf Seiten der reinen Zahlungsabwicklung – das ist gut reguliert. Die Bonusprogramme sind das Problem.

Ich erachte die Girocard ebenfalls als guten Beitrag zur Diversität im Markt, allerdings überwiegen für mich die Nachteile aus Kundensicht:

“Zwang” zu ELV (potenzielles Sicherheitsrisiko), kein Einsatz im E-Commerce, kein Einsatz im Ausland, technische Plattform erlaubt aktuell keine Echtzeit-Nachrichten bei Kartenumsätzen.

Ob Tomorrow nun eine Girocard herausbringen soll? Da bin ich leidenschaftslos. Ich sehe natürlich den Bedarf in bestimmten Regionen und den Preisvorteil für Händler. Ich selbst würde die Karte aber nicht nutzen.

(Die Frage Handy vs. Karte wäre davon ja unabhängig, die Zahlverfahren basieren ja alle auf “virtuellen Karten”.)

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Dein Thread-Titel enthält “Girocard/Maestro”, der Post selbst bezieht sich nur auf Girocard, von daher ignoriere ich jetzt mal Maestro, was ja ein komplett anderes System und Teil von Mastercard ist.

Erstmal: Ich bin komplett deiner Meinung. Ein System, welches nicht von einer US-Firma abhängt und niedrige Gebühren hat ist super. Hat Vorteile für den Händler und im Endeffekt für den Kunden. Wenn es ansonsten keine Nachteile hätte.

Aber: Für mich privat überwiegen einfach die Nachteile. Das System ist weniger technisch ausgereift als fast alle anderen, überträgt zwingend deine Kontodaten, funktioniert nur am POS, und selbst dort nur innerhalb der deutschen Grenzen. Und wiederum im Umkehrschluss führt es auch dazu, dass manche Händler nur Girocard akzeptieren, was es Touristen oder Zugezogenen schwerer macht, einfach bargeldlos zu bezahlen. Eine “Grenze” mehr.

Ob das nun per Karte oder Telefon geschieht, ist komplett irrelevant. Das System dahinter ändert sich ja nicht. Jedenfalls mag ich es einfach. Im Alltag will ich, solange möglich, nicht mehrere Karten nutzen.

Und selbst wenn die meisten Girocards auch das Maestro-System auf dem gleichen Chip integriert haben, ist die internationale Nutzung nicht immer komplett gewährleistet und bei nicht-Euro-Umsätzen sind die Konditionen der meisten Banken relativ schlecht, wobei das eher ein Bankenproblem als ein Problem mit dem Girocard-Netzwerk ist.

Ich bin also weder ein Fan von Visa oder Mastercard. Ihre Produkte sind allerdings einfach besser. Und wenn sie sich an die EU-Deckelung der Transaktionsgebühren halten, sind auch zumindest sie es nicht, die für hohe Händlergebühren verantwortlich sind.

Vielleicht hätte man Eurocard einfach mal nicht verkaufen sollen. Oder vielleicht sollte man seine Kunden nicht mit Transaktionsgebühren für jeden Scheiß verarschen und transparente Kostenmodelle haben. Hätte, hätte, … für mich ist Girocard ein Symbol der Hochnäsigkeit der deutschen Banken. Und sie setzen auch aktiv darauf, die Verbraucher nicht aufzuklären, wie diese Systeme überhaupt funktionieren. Allein die Verwendung des irreführenden Begriffs “EC-Karte” ist genug Beweis dafür. Mastercard sollte die Verwendung des Logos endlich mal komplett untersagen.

Und was die Daten angeht: Ich vertraue da MC und Visa weitaus mehr als z. B. einem Facebook oder Twitter. Jeden, der dort oder bei WhatsApp etc. einen Account hat, aber mir gleichzeitig was von der Privatsphäre seiner Kartenumsätze erzählt, kann ich nicht so ganz ernst nehmen.

Aber das will ich dem OP hier natürlich nicht unterstellen, das unterstelle ich allerdings großen Teilen der Bevölkerung. Natürlich sehe ich auch ein, dass das in gewissen Rahmen Whataboutism ist, aber ich denke auch, dass wenn wir generell technologischen Fortschritt wollen (dagegen lässt sich natürlich argumentieren), irgendwo ja Daten anfallen müssen und in gewissen Rahmen genutzt werden müssen. Und wenn dann ein Missbrauch vorliegt, sollte man auch handeln. Dass das bei MC oder Visa in der Tat der Fall ist, davon habe ich aber noch nichts gehört. Für mehr Informationen bin ich aber offen.

So, meine Meinung. Von mir aus soll also jeder gerne die Girocard nutzen, wenn er will. Ich möchte aber keine nutzen.

Tatsache ist, dass man derzeit die Tomorrow Bank nicht als alleinige Bank nutzen kann, weil wie bereits erwähnt viele Händler keine Kreditkarten akzeptieren. Jetzt könnte man sagen, dann heb doch einfach Geld ab; da ist das Problem, dass hier bei der Tomorrow Bank nur zwei Abhebungen im Monat kostenlos sind. Das ist deutlich zu wenig um das EC Karten Problem zu umgehen. Entweder EC Karte oder (was ich persönlich wichtiger finde) mehr kostenfreie Bargeldabhebungen bzw. ein attraktives Preismodell (monatliche Grundgebühr mit 10+ kostenfreien Bargeldabhebungen).

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Die fehlende WC-Karte kann man finde ich schon mit den zwei Abhebungen kompensieren, finde es zwar unpraktisch aber sind ja nur bestimmte Händler die keine Kreditkarte akzeptieren.
Was für mich das Tomorrow-Konto als Standalone-Lösung verhindert ist der Aspekt der Debit-Karte. So braucht man halt z.B. für Autovermietungen noch eine “normale” Kreditkarte bei einem anderen Anbieter leider. Ich weiß, Jammern auf hohem Niveau… :blush:

Ich persönlich hoffe ja, dass HIPPOS ein Erfolg wird: Mobile Payment: Der Handel braucht HIPPOS

Diese Variante kommt komplett ohne Karte aus und basiert auf SEPA Instant Payments.

Allerdings sehe ich selbst ein, dass meine Hoffnung nicht sehr realistisch ist, denn bisher hat sich alles, das die deutsche Bankenindustrie entwickelt hat, als überkompliziert und „zu wenig zu spät“ herausgestellt.

Ich hoffe irgendwie, dass Systeme aus anderen europäischen Ländern wie Swish, Tikkie und iDeal sich in Deutschland ausbreiten.

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Das wäre eine interessante Lösung aus meiner Sicht. Hoffentlich dauern Instant Payments dann aber nur im letzten Perzentil die gesamten 10 Sekunden. Obgleich sich 10 Sek. für eine Überweisung sehr schnell anhören, für den POS ist das ja eine halbe Ewigkeit.

Tomorrow könnte sowieso mal Instant Payments rausbringen so langsam :wink:

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Für mich ist das im Alltag ein Problem, das wirklich nervt. So langsam kommen auch die letzten Händler in Deutschland (Bäcker, Metzger, Gastronomie, …) endlich auf die Idee, Kartenzahlung zu akzeptieren, aber ich höre trotzdem jeden Tag mindestens ein Mal „leider nur EC Karte“ oder „keine Kreditkarten“.
Wenn ich dann sage, dass ich bei meiner Bank nur eine Kreditkarte bekomme (in dem Fall ist es zumindest technisch eine), höre ich immer: „da würde ich sofort die Bank wechseln“.
Will ich aber nicht.
Mehr kostenfreie Abhebungen wären eine Lösung, gerne auch gegen gebühr. Aber mit der Karte zahlen zu können wäre mir noch viel lieber …

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Willkommen im Forum @d-f!

Kann deinen Frust sehr gut nachvollziehen, hatte neulich im Ausland bei keinem einzigen Händler mit Karte zahlen können (aufgrund der hohen 3%-4% Kartengebühr). In Deutschland ändert sich das in letzter Zeit zunehmend.

Wir sind außerdem nicht mehr weit von einer Implementierung von ‚barzahlen‘. Damit wirst du bei REWE, dm, Penny, etc. kostenlos Bargeld abheben können.

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Wenn du den Frust nachvollziehen kannst und selbst die Nachteile gespürt hast, hat das dann auch irgendwelche Konsequenzen @inaktiv ? Beispielsweise, dass eine “Girocard” ernsthaft diskutiert wird?

Ich finde den Gedanken auch nicht so schön, die Umsätze der Händler mal eben um 3-4% zu kürzen, nur wegen der Zahlungsmethode. Zumindest, wenn es ja wirklich parallel mit der Girocard/SEPA-Lastschrift ein vielfach günstigeres Verfahren gibt.

Es sind ja nicht nur Geschäfte die oft auf die girocard bestehen, sondern durchaus auch Ämter.
Wenn dann aber gleichzeitig (auch das gibt es) das Barzahlen mit einer extra Gebühr verbunden ist, oder aber mit zusätzlicher Lauferei, weil etwa die Zahlstelle anderswo in der Stadt ist, dann macht das Banken die keine Karten anbieten die nicht wenigstens auch als girocard agieren können schon sehr unattraktiv.

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Seit einigen Jahren ist es EU weit festgelegt, dass Entgelte für Debitkarten auf 0,2 Prozent begrenzt werden. 3-4% wie in den USA oder anderen Ländern sind es hier nicht mehr. Diese Reglung sollte dazu beitragen, dass auch immer mehr Kleinhändler Kartenzahlungen akzeptieren.

Wer sich übrigens für Preise von Kartenzahlungen für Händler interessiert: Diese sind notorisch undurchsichtig und extrem schwer rauszufinden.

SumUp und iZettle veröffentlichen wenigsten vorab ihre Preise: SumUp Gebühren: Zahlungen ohne monatliche Fixkosten annehmen

0,95% für „EC-Karte“ (vielleicht sind damit girocard und maestro/vpay gemeint)
2,75% für Kreditkarten

Wenn man bei der Volksbank allerdings einen Vertrag über 24 Monate abschließt, kann man die Kosten schon ein bisschen drücken: https://www.vbvechta.de/content/dam/f6126-0/Bilder/Firmenkunden/Produktinfo_VRpayBundles_2017-02_V01_K.pdf

Allerdings ist der Fakt, dass die überhaupt Preise veröffentlichen, ziemlich ungewöhnlich.

Größere Händler können natürlich bessere Konditionen raushandeln.

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Sum up / iZettle wickeln keine Girocard-Transaktionen ab. Mit EC-Karte sind Transaktionen über Maestro/VPay gemeint.

Verwirrenderweise fallen dann aber Visa / Mastercard Debitkarten meines Wissens in die Kategorie Kreditkarten.

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Genau das ist es, zu kompliziert und nicht vom Kunden her gedacht. Außerdem ist Hippos verdächtig, es ist ein Initiative von Händlern. Was habe ich als Kunde davon, dass ein Händler sein Geld in Sekundenschnelle auf seinem Geschäftskonto hat? Dafür soll ich auf das bequeme und sichere Apple Pay verzichten? Auch die anderen europäischen Systeme sind, mit Verlaub, na ja…

Gott bewahre uns vor HIPPOS

Die Girocard ist technisch wie funktionell überholt und krankt, wie andere Systeme in Europa, daran, nur national zu funktionieren, während der Markt immer internationaler wird.
Natürlich ist es ein Problem, wenn diese Lücke von einem US-Duopol (AmEx und DC vergessen wir mal) gestopft wird: VISA/V Pay und Mastercard/Maestro. Erstmal aus prinzipiellen Überlegungen, der totalen Abhängigkeit, außerdem natürlich weil damit beim aktuellen Trend immer mehr Wertschöpfung aus Europa abfließt. Das Wettbewerbsproblem hat die EU durch die Deckelung der Gebühren vorerst gelöst.

Technische Lösungen in/mit/durch Apps werden das Problem nicht lösen, da der Komfort nicht vergleichbar ist und schließlich auch nur immer wieder Insellösungen entstehen. Die einzige echte Lösung wäre m.E. die Etablierung einer europäischen Marke, welche Girocard, Bancontact, Multibanco etc. ersetzt. Diese würde getragen durch die europäische Kreditwirtschaft, böte Kredit- wie Debit-Funktion (die Trennung in verschiedene Marken hat sich überholt) sowie bequeme Online-Nutzung (–> PayPal). Solange das nicht passiert und an bestehenden Systemen herumgedoktert wird, sehe ich keinen Sinn darin, sich von VISA und Mastercard abzuwenden.

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Hier in Österreich macht es im physischen Ladenlokal fast keinen Unterschied mehr, ob ich mit Kreditkarte, Debit Card oder Maestro zahle. Wenn, dann wird meine Amex nicht akzeptiert, aber ob jetzt Visa Debit oder Maestro drauf steht - kann mich nicht erinnern, wann das das letzte Mal einen Unterschied gemacht hätte.

Zu EC-Karte oder Girocard kann ich nichts sagen, die ist mir immer schon sehr exotisch vorgekommen. In Ö ist Maestro gefühlt seit Ewigkeiten im Einsatz.

That’s the spirit. Vielleicht wollen wir uns gegenüber der Alpenrepublik ein kleines bisschen Exotik bewahren. Da hält man fest an was man kann. :grinning:

Von mir aus gerne, aber wundert euch dann nicht, wenn die Karten im Urlaub abgelehnt werden. :wink: