Tomorrow einfach erklärt

Hallo Leute :slight_smile:

Heute möchte ich euch das Thema Kundeneinlagen und die Funktionsweise einer Bank näher bringen. Schnappt euch einen Kaffee, ein Crossaint aus der Bio-Bäckerei um die Ecke :slight_smile:
Hier sei ganz klar erwähnt, Tomorrow ist keine Bank.
Sie ist ein Finanzdienstleister der mit einer bestehenden Vollbankenlizenz der solarisBank arbeitet.
Grundlage was Tomorrow mit den Kundeneinlagen machen kann ist also der Vertrag zwischen Tomorrow und der solarisBank selbst.


Die 3 Haupteinnahmequellen:

Das Aktivgeschäft
Dies ist ein anderer Begriff für das Kreditgeschäft, bei dem eine Bank Kredite an Kunden vergibt.
Nun hier ist Tomorrow noch nicht so aktiv, außer das bis dato 50.000 an Mikrokredite vergeben wurden.
Zudem bietet Tomorrow noch kein Darlehen/Dispo für Ihre Kunden an.

Das Passivgeschäft
Das wird häufig als Einlagengeschäft betitelt und betrifft die Verwaltung des Geldes, der Kunden, durch die Bank.
Hier verdient Tomorrow durch die sogenannte Zinsmarge, die Sie durch Aktivgeschäfte, nämlich mit den Kundeneinlagen, finanziert.

Ein Beispiel:
Tomorrow bietet Ihren Kunden keine Zinsen für das hinterlegte Geld.
Nun vergibt Tomorrow 1 Millionen Euro an ein nachhaltiges Unternehmen als Kredit für 6% Zinsen.
Da wir Kunden keine Zinsen bekommen, sind diese 6% pro Jahr (umgerechnet 60.000 Euro) Einnahmequelle für Tomorrow.
Davon muss eine Bank Ihre laufenden Kosten bezahlen, Risikorückstellungen bilden und das was am Ende übrig bleibt ist der Reingewinn aus Zinsertrag.

Das Kommissionsgeschäft
Dazu zählen z.B. Gebühren für die Nutzung (siehe Preisliste).
Dies ist bis dato „nicht viel“. In Zukunft wird aber durch Anbieten eines Premium-Konto weitere Gebühren in diese Sparte fallen.
Je nachdem wie das Premium-Konto ausfällt muss man auch da die Unkosten verrechnen.

Die Kundeneinlagen
Stand heute hat Tomorrow ca. 17,3 Millionen Euro an Kundeneinlagen durch fast 17000 Kunden.
Das entspricht einer durchschnittlichen Kundeneinlage von ca. 1017,65 Euro.
Seien wir ehrlich, das ist noch nicht viel.
Bezeichnet werden diese Einlagen als „Sichteinlage“. Ein etwas umständlicher Begriff, aber im Grunde bedeutet dies, dass über das gesamte Geld jederzeit von uns Kunden verfügt werden kann.
Eine Bank bzw. Tomorrow muss also etwas konservativer am Anfang damit agieren, denn theoretisch könnte das Geld von einem auf den anderen Tag weg sein. Tomorrow kann damit also nicht wirklich langfristig wirtschaften. Da aber die Chance relativ gering ist, dass alle Kunden gleichzeitig alles abheben gibt es den sogenannten Bodensatz. Ja schon wieder so ein nichtssagender Begriff für Endverbraucher… hier eine genaue Erklärung dazu.

Naja nun darf man eins nicht vergessen, Tomorrow ist keine rechtlich-selbstständige Bank. Dementsprechend kann Tomorrow keine „Eigenkapitalquote“ haben, theoretisch.
Sie ist ja nach wie vor von der solarisBank abhängig.
In diesem Punkt müssen wir also genauer auf die solarisBank Bezug nehmen.
Laut letztem Offenlungsbericht vom 31. Dezember 2017 betragen die Eigenmittel der solarisBank 9,56 Millionen Euro, das entspricht einer Eigenkapitalquote von 24,44%. Gesetzlich gefordert sind 10,5 %.


Wie die Eigenkapitalquote im Bezug auf Tomorrow ausfällt ist Bestandteil des Vertrags zwischen Tomorrow und der solarisBank.


Schließlich lässt sich folgendes sagen:
Michael Schweikart, Co-Founder, stellt 80% der Kundeneinlagen in nachhaltige Investments in Aussicht (hier mehr dazu).
Ich würde mutmaßen das Tomorrow also maximal 20% der Kundeneinlagen nicht verwenden darf, aufgrund des Vertrages zwischen Tomorrow und der solarisBank.

Tomorrow hat Potenzial. Vor 8 Monaten sind Sie erst offiziell an den Start gegangen. Zählen bereits in 8 Monaten 17.000 Kunden (zum Vgl. N26 hatte nach einem Jahr operativen Geschäft als Number26 Bank 100.000 Kunden, GLS hat zur Zeit ca. 180.000 Kunden). Klar Luft nach oben ist da. Gerade im Hinblick auf die Series-A-Finanzierungsrunde wird uns mit Sicherheit großes Erwarten, denn seien wir auch hier ehrlich, wenn Tomorrow ein ernst zunehmender Konkurrent werden will muss die Entwicklung der MobileBanking-App voranschreiten.
Die Finanzierungsrunde und die Umstellung des Trello-Boards mit englischen Übersetzungen lässt noch Mitte des nächsten Jahres eine Expansion in Frankreich, Italien, Niederlande, Spanien und Österreich erwarten.


Es kommt frischer Wind in die Sache und mit diesem etwas längeren Text (ja ich habe mich sogar kurz gehalten) verabschiede ich mich zumindest teilweise ins Wochenende :green_heart:.

Ich hoffe ich konnte das Konstrukt Tomorrow etwas näher beleuchten :slight_smile:

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Danke Tobias, das war wirklich informativ. :blush::blush:
Es gibt nur eine Sache, die mich etwas stört: Der Begriff “Unkosten”…!
Klar, man sagt das so; ich mache es auch. Aber in einem geschriebenen Beitrag?
Unkosten = keine Kosten. :stuck_out_tongue_winking_eye:

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Danke für das Lob :slight_smile:

Gemeint war/ist mit Unkosten die finanziellen Ausgaben für die Bank pro Kunde bei Verwirklichung des Premium-Modells, sprich alles andere als „Keine Kosten“ :smile:

:stuck_out_tongue: :smiley:

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Weiß ich ja - nur manchmal macht es mir einfach Spaß, es wörtlich zu nehmen…! :laughing::wink:

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Unwetter ist also kein Wetter? :thinking:

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Unwetter = kein angenehmes Wetter…! :joy:
Habe vorsichtshalber im Duden geguckt. Mein Empfinden bei den Unkosten ist richtig: Umgangssprache. :wink:

Super erklärt Tobias - Vielen Dank.

Habe mein Konto erst seit ein paar Tagen bei Tomorrow will es aber schnell zum Hauptkonto umwandeln.

Deine Erklärung hilft bei den Erwartungen an Tomorrow sehr weiter.

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