Ich empfehle den Girokontenvergleich der Stiftung Finanztest. Dort sind alle drei Kontomodelle von Tomorrow gelistet, und insgesamt werden 22 Konten mit “besonderem Nachhaltigkeitsanspruch” verglichen.
Finanztest ermittelt den jährlichen Kontopreis anhand eines Modellkunden. Dieser Modellkunde zahlt bei Triodos z.B. 105 Euro im Jahr. GLS gibts ab 105,60 (für Mitglieder). Bei Tomorrow sind es 84 Euro.
Der Modellkunde hebt 4 mal im Monat Geld ab. Deswegen ist bei der Finanztest das Kontomodell „Change“ als am günstigsten gelistet. Sparpotenzial gibt es mit „Now“ natürlich schon. Wer nur 1 x im Monat abhebt, landet bei 60 Euro im Jahr.
Diese 60 Euro werden laut des Vergleichs nur von wenigen kirchlichen Banken unterboten, die dann häufig auch den Genossenschaftsbanken angeschlossen sind bzw. deren IT-Dienstleister nutzen. Manche, wie die GLS, bekommen eine ordentliche App auf die Reihe. Andere vertrauen hier ausschließlich aufs VR-Banken-Teilelager.
Die Zugehörigkeit zum Genossenschaftssektor ist dann auch der bestimmende Faktor beim Kartenportfolio. Girocard und Kreditkarte mit Kreditrahmen ist da der Standard. Wer das in Betracht zieht, müsste ggf. den zusätzlichen Jahrespreis für eine Kreditkarte dazurechnen, den hat Finanztest beim Modellkunden nicht berücksichtigt. Ohne das jetzt geprüft zu haben nehme ich an, dass bei den meisten der regionalen VR-Gruppe-Anbietern dort dann auch die gleichen Bedingungen in Sachen Google- und Apple-Pay herrschen.
Das Thema gemeinschaftlich genutztes Konto erschwert die Vergleichsrechnung etwas. Bei den klassischen Anbietern reicht es, ein Gemeinschaftskonto zu führen. Bei Tomorrow landet man in jeder möglichen Kombination immer bei effektiv 3 Konten, zwei persönlichen Konten und einem gemeinsam nutzbaren. Klassische Banken sind im Vorteil, wenn „echtes“ Gemeinschaftskonto relevant ist und die beiden Personen keine Einzelkonten führen wollen. Tomorrow ist günstiger, wenn jeder sein persönliches Konto will, es reicht dann eine Kombination aus „Now“ und „Change“.
Meine persönliche Einschätzung ist diese: Tomorrow liegt im Preisvergleich fürs Standardkonto mit 84 Euro im Mittelfeld. Dafür gibts die schicke App, Support für beide großen Mobile-Payment-Zahlverfahren und eine Debit-Visa und die Nutzung von „Barzahlen“.
Günstiger kann man haben, im kirchlichen VR-Land. Mehr und Anderes gibts ebenfalls, dann aber meistens nicht günstiger. Tomorrow bietet mit „Now“ immerhin das Potenzial, den Jahrespreis zu senken, indem man sein eigenes Nutzerverhalten anpasst, das bieten Anbieter wie Triodos schlicht nicht. Da ist das Sparpotenzial dann z.B., dass man auf die Girocard verzichtet, die 15 Euro im Jahr kostet.
Wem die 2 Euro Bargeldbezug bei „Now“ so krasse Zahnschmerzen verursachen, dass er sie nicht in eine individuelle Jahresgebühr für den Vergleich einrechnen mag, kann sich auch ein 2-Konten-Modell überlegen: Gehaltskonto bei Tomorrow führen, Bargeld über eine Kreditkarte wie Barclays oder Hanseatic Visa beziehen, mit der das auch in Deutschland kostenlos möglich ist. (Andere Kombinationen wie Vivid sind natürlich ebenfalls möglich. Ich schlage hier Barclays/Hanseatic vor, weil sie als echte Kreditkarte eine sinnvolle Ergänzung für Reisen sind und man nicht zwischen zwei Konten Geld transferieren muss.)
Der Teufel steckt im Detail: Finanztests Vergleich berücksichtigt zum Beispiel nicht, welches Auslandseinsatz-Entgelt fällig wird. Oder wie schwierig oder teuer es zum Beispiel ist, Bargeld aufs eigene Konto der Bank im Bistum Essen einzuzahlen, wenn man nicht in Essen wohnt.
Das Gras scheint auf der anderen Seite nun also nicht so grün wie vielleicht von vielen vermutet. Mein Rat wäre: Genau überlegen, welches Gesamtpaket an Leistungen man wo bekommt und Details wie Auslandseinsatz-Entgelt, Bargeld-Einzahlungen usw., die ggf. persönlich für einen relevant sind, beim Vergleich der Anbieter nicht aus den Augen verlieren.