Klimaschutzbeitrag-Zahlen können nicht stimmen?

Bitte entschuldigt, dass ich hier nach der langen Diskussion im „Kund*innen Zahl“-Thread nochmal eine Diskussion starte, aber meiner Meinung nach können die Aussagen von Tomorrow zum Klimaschutzbeitrag (die 0,13% jeder Zahlung) einfach nicht stimmen. Mal abgesehen davon, dass früher meines Erachtens nach kommuniziert wurde, dass der Klimaschutzbeitrag das Waldschutzprojekt für 30 Jahre und nicht nur für ein Jahr finanziert (siehe hier und ab hier), so wird dies mittlerweile als für ein Jahr kommuniziert, u.a. in der App mit einem Sternchen bei den Infos zum Waldschutzprojekt beim Impact Board und auch hier im Forum.

Ich finde es eigenartig, dass früher mit keiner Silbe darauf eingegangen wurde (so sehe zumindest ich es wegen Texten wie diesem), dass der Beitrag nur für ein Jahr und nicht die komplette Projektlaufzeit von 30 Jahren ist und nun heißt es plötzlich, dass das die ganze Zeit so gedacht war.
Mal abgesehen davon, dass ich die Kommunikation dazu von Tomorrow im „Kund*innen Zahl“-Thread absolut unterirdisch finde (nicht weil wenig Antworten von Tomorrow da wären, sondern weil es für mich permanent so klingt, als ob ich als Kunde es einfach die ganze Zeit über falsch verstanden hätte - da bin ich aber definitiv nicht der einzige, siehe zum Beispiel Kommentare auf facebook).

Vor allem aber ergeben die Zahlen für mich dann einfach keinen Sinn. Wenn pro 100€ Einkauf 13 Cent an das Schutzprojekt gehen und davon „für ein Jahr“ 26kg CO2 gebunden werden (siehe u.a. Blogeintrag), dann macht das Projektkosten für eine Tonne CO2 von 5€, und das pro Jahr! (1000kg / 26kg * 0,13€ = 5€ für ein Jahr für eine Tonne)

Nun ist es aber so, dass bei Tomorrow Zero ebenfalls genau diese 5€ für eine Tonne CO2 als Kosten angegeben werden - siehe hier. Bitte korrigiert mich gerne wenn ich mich irre, hier scheint die Kompensation aber längerfristig bzw. nicht nur für ein Jahr zu sein. Andernfalls macht Zero für mich zumindest absolut keinen Sinn.
Wenn ich als Kunde im Jahr 11,3 Tonnen CO2 freisetze dann sind die ja nach einem Jahr nicht wieder weg, sondern bleiben dauerhaft. Wenn nun Tomorrow die 11,3 Tonnen nur für ein Jahr kompensieren würde wäre ab dem darauffolgenden Jahr ja nichts mehr gewonnen, dann müsste ich dieselben 11,3 Tonnen ja erneut schützen - setze aber schon die nächsten 11,3 Tonnen frei.
Zero macht nur Sinn, wenn die 11,3 Tonnen, die ich freisetze, auch zumindest einigermaßen ähnlich dauerhaft kompensiert werden (oder zumindest mal für einige Jahrzehnte).

Daher gehe ich davon aus, dass die Finanzierung bei Zero für die Projekte nicht nur für ein Jahr, sondern z.B. für 30 oder 40 Jahre sein wird. Wenn bei Zero für 5€ 30 oder 40 Jahre lang eine Tonne CO2 kompensiert werden kann, wieso dann bei dem „Transaktions-Klimaschutzbeitrag“ plötzlich nur für ein Jahr? Damit wäre das Waldschutz-Projekt ja 30-40 Mal teurer (weil 1/30 bzw. 1/40 der Laufzeit), das wäre doch komplett unlogisch. Naheliegend wäre, dass die Laufzeit genau wie bei den Zero-Projekten ist, da da der Preis ja exakt derselbe ist (5€ pro Tonne).
Oder habe ich einen großen Rechenfehler in meiner Überlegung? (Oder schützen auch die Zero-Projekte die 11,3 Tonnen tatsächlich auch nur für ein Jahr und müssen im nächsten Jahr erneut kompensiert werden, eigentlich dann zusätzlich zu den nächsten 11,3 Tonnen, die freigesetzt wurden?)

2 „Gefällt mir“

Zero kompensiert nicht dauerhaft! Was du da zahlst, ist nur der „Ablass“ für 1 Jahr CO2-Erzeugung.

Der Wald ist ein Goldesel. Statt Golddukaten spuckt er im Jahr eine bestimmte Menge CO2-Zertifikate aus, von seinem jährlichen Vermögen abhängig, CO2 verstoffwechseln zu können. Diese CO2-Zertifikate kann der Eselbesitzer, wenn er ein zertifizierter Anbieter ist, der sich z.B. zu einer Projektlaufzeit über 40 Jahre verpflichtet, im weltweiten „Emissionshandel“ verscherbeln. Das passiert bei Zero. Du hast völlig Recht, der Wald muss erhalten bleiben, damit das CO2 aus dem Vorjahr gebunden bleibt. Aber: Der Wald hört mit dem Stoffwechsel ja nicht auf. CO2 bleibt gebunden, und im neuen Jahr geht’s mit mehr weiter.

Wenn du jetzt wissen möchtest, wie seriös die Angaben der Projektbetreiber zu den Projektlaufzeiten sind: Dazu sind die Zertifizierungen da.

Es ist sehr schlüssig, dass du für Zero und Interchange-Spende die gleichen CO2-Mengen herausgefunden hast. Denn auch die Interchange-Spende basiert auf dem selben Typ Zertifikat. Nur, dass hier nichts kompensiert wird. Kein Ablasshandel, sondern Spende, sozusagen.

Die selben Bäume werfen jedes Jahr neue Zertifikate auf den Markt. Eben weil die Projektlaufzeit länger als die Zertifikatelaufzeit ist, kann man die gebundenen Tonnen CO2 kumulieren. Das passiert im Impact Board. Sowohl bei Zero, wie auch bei der Interchange-Spende.

Ich finde weder die Formulierung „geschützt für 40 Jahre“ oder „für ein Jahr geschützt“ hier sehr glücklich. Irgendwie stimmt beides, je nachdem, ob man sich auf die Zertifikate oder auf das zertifizierte Projekt bezieht. Da die CO2-Jahressummen kumuliert werden können, kann man meines Erachtens auch alle Gelder, die dem Projekt über alle Jahre hinweg zufließen, kumulieren. Ich weiß, klingt irre, aber meines Erachtens sind tatsächlich beide Aussagen nicht falsch. Aber beide brauchen eine Fußnote.

Was falsch ist, ist die Vorstellung, dass hier eine Baumschutzgebühr mit 1 Jahr Gültigkeit an jemanden Bezahlt wird. Beide Angaben, Waldschutz für 1 Jahr, Waldschutz für 40 Jahre, sind meines Erachtens eigentlich Umschreibungen.

5 „Gefällt mir“

Vielen lieben Dank Dir, @Frnk.

Ich denke ich habe das Prinzip dahinter nun verstanden - dann würde ich den Transaktions-Klimaschutzbeitrag aber völlig anders formulieren, nämlich rein mit einem Fokus auf die CO2-Kompensation. Die m2 Wald-Zahl finde ich in diesem Zusammenhang äußerst irritierend.
Wenn ich es richtig verstehe kann man einfach sagen: 100€ sorgen (auf welche Art auch immer, durch den Erhalt von Wald, der sonst verloren ginge oder aber durch Aufforstung) für 26kg gebundenes CO2, das für eine Projektlaufzeit bis 2049 (so der Blogbeitrag) sicher - bestätigt durch Zertifizierungen - geschützt wird.

Diese Zahl bleibt bestehen und wird immer größer- und ist damit für mich eine viel relevantere Zahl als die m2 Wald, die dafür temporär geschützt werden. Wenn ich als Kunde im Impact Board eine mal größer, mal kleiner werdende Zahl sehe, dann finde ich das äußerst verwirrend, wenn ich mit meiner Karte weiterhin einkaufe. Die komplexe Thematik dahinter werden die meisten wohl nicht wissen. Daher mein Plädoyer: im Impact Board auf der Übersichtsseite und auch bei den Details gebundenes CO2 zum Fokus machen, m2 Wald mit Erklärung von mir aus als Randnotiz auf der Detailseite daneben stellen.

1 „Gefällt mir“

Ja, da muss man schon erst einmal die Akrobatik dahinter verstehen. Ich will hier nicht schreiben, dass ich das anders oder besser in ein Konsumentenprodukt integrieren könnte, und aus welcher Perspektive ich das beschreiben würde. Jetzt, wo die Zertifikatesache klar ist und wie das funktioniert, kommt uns der Projekt-Zweck in die Quere. Die Projektgesellschaft, die dieses Regenwaldprojekt betreibt, hat als selbst erklärtes Projektziel nämlich dann doch den Waldschutz!

Aber anders als man vielleicht erst einmal denkt. Die kaufen nicht wie bei Monopoly immer Wald dazu. Sondern da findet Entwicklungshilfe statt. Bienenzucht, Landwirtschaft, Schulen, Versorgung der Bevölkerung mit Medizin … Die dort ortsansässige Bevölkerung bewirtschaftet die Region, und – sehr vereinfacht ausgedrückt – deswegen steht der Wald nicht zur Rodung zur verfügung. Hier gibts mehr Details: ClimatePartner

Ziel ist also Waldschutz.
Der Weg ist Entwicklungshilfe („Kleinbauern statt Sojaplantagen“).
Die Geldquelle dafür sind CO2-Zertifikate.

Das man sich bei einer statistischen Darstellung der „Erfolge“ dann hier auch auf die Waldfläche bezieht, finde ich zumindest passend im Geiste des eigentlichen Projekts, dessen Ziel ja Waldfläche bewahren ist. Die Quantifizierung ist halt nicht so simpel, wie man vielleicht zuerst denkt. Aber, im Unterschied zu Zero, wird ja absichtlich nicht kompensiert, das ist ja auch was wert.

3 „Gefällt mir“