Contactless und jede andere Kartenzahlung über die „Kreditkarten“-Netzwerke MC und Visa unterscheiden sich hier nicht. „Contactless“ ist nur ein Datenaustauschmedium, das wieder mit unterschiedlichen Autorisierungsverfahren kombiniert sein kann. Es gibt auch Offline-Kontaklos mit PIN (z.B. im Flugzeug) usw…
Mastercard und Visa kontrollieren die Regeln, unter denen sie delayed transactions erlauben, oder in welchen Fällen z.B. eine Abweichung von Autorisierungsbetrag und Einreichungsbetrag erlaubt ist.
Zwei Fälle: Beim Tanken werden 150 Euro autorisiert, der eigentliche Rechnungsbetrag ist aber kleiner, nur 65 Euro. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten, wie das System hier abrechnet. Erstens: Die 150 werden storniert und die 65 werden erneut autorisiert und dann gebucht. Das ist schlampig, und für den Kunden ein Nachteil, da für eine kurze Zeit mehr Geld als nötig geblockt wird. Zweitens: Anstelle der 150 Euro werden nur 65 zur finalen Buchung eingereicht, der restliche reservierte Betrag verfällt. Das ist die „saubere“ Implementierung, wie es MC und Visa hier vorsieht. Solch eine Zahlung kann durchaus kontaktlos initiiert sein.
Und anders herum: Man geht in Amerika im Restaurant essen. Der Kellner „swiped“ die Karte, druckt einen Beleg zum Unterschreiben. Auch hier wird, wenn das POS-Terminal online ist (was die meisten inzwischen sind), der Rechnungsbetrag, sagen wir 100 USD, sofort autorisiert und damit geblockt. Jetzt fügt man auf dem Beleg noch das Trinkgeld hinzu, 20% in USA, gibt also einen Gesamtrechnungsberag von 120 USD an und unterschreibt. Wenn das Restaurant jetzt dann am nächsten Morgen alle Belege in der Buchhaltung bearbeitet, wird der vormals autorisierte Betrag von 100 USD auf 120 aufgestockt und so zur Buchung eingereicht. Jetzt können wieder beide Szenarien beobachtet werden: entweder erfolgt eine 2. Buchung und die 1. wird storniert/verfällt (ärgerlich). Oder die 1. wird einfach abgeändert. Wobei meiner Erfahrung nach das korrekte Vorgehen, Version 2, schon das gängigere ist. In der App sähe das dann so aus, dass aus den 100 vorgemerkten USD ein paar Tage später 120 USD werden. Deswegen haben Kassenzettel für den Kunden in den USA auch immer ein Feld, wo man für sich selbst das Trinkgeld eintragen kann, damit man hier Kontrolle hat.
Bei Autorisierungen mit Chip/PIN ist das allerdings so erst einmal nicht vorgesehen, da würde man z.B. das Trinkgeld am Terminal direkt eingeben, bevor man mit PIN bestätigt. Gleiches gilt für Kontaktlos-Umsätze. Und auch in den USA nimmt die Anzahl von Chip/PIN-Terminals deutlich zu.
Aber: Nicht jede Implementierung ist hier gleich. In vielen Fällen kann ein Händler auch Terminals anders konfigurieren. Dadurch verschiebt sich womöglich die Haftungsfrage, aber für bestimmte Händler kann es sich lohnen, die Autorisierung laxer zu handhaben, weil er dadurch mehr Kunden schneller abfertigen kann. Er versichert sich dann ggf. beim Zahlungsdienstleister mit einer gesonderten Versicherung vor Zahlungsausfall, und untern Strich lohnt sich das für ihn.
Im Zweifelsfalle, also wenn ein Kunde ein Chargeback-Verfahren anstößt und eine Zahlung anzweifelt, muss der Händler aber die korrekte Autorisierung nachweisen können, z.B. mit einem unterschriebenen Beleg, der den Trinkgeldbetrag und Unterschrift des Karteninhabers zeigt.
Zur Schuldfrage: fehlgeschlagene Zahlungen – die dann als verzögerte Transaktion erneut initiiert werden – kommen immer mal wieder vor. Selten, aber es passiert. Bei Fintechs häufiger als bei etablierten Playern, die arbeiten einfach mehr an ihren Systemen, da geht schon mal was daneben. Aber auch Zahlungsdienstleister (Acquirer) können natürlich „Schuld“ an Verbindungsproblemen sein.
Zur letzten Frage: Die verstehe ich nicht wirklich. Einige Banken zeigen den Status an. Da steht dann sinngemäß „vorgemerkt“ oder „gebucht“. Bei Revolut stehen auch alle „abgelehnten“ Zahlungen und „fehlgeschlagenen“ in der Umsatzliste, inkl. des Ablehnungsgrundes. Auch Tomorrow zeigt Umsätze eigentlich in Echtzeit an (bei Online-Terminals), aber keine Details zum Status, wenn mich nicht alles täuscht.